Sabina – Vorbild auf 12 Metern

09. 04. 2021

„Des bin i, des wü i und des schoff i!“

Sabina Bochsbichler hat geschafft, wovon viele nur träumen: Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie will vor allem junge Frauen motivieren und ihnen zeigen, dass sie einen Platz in männerdominierten Berufen finden können.  

Selbstbewusst fährt sie durch die wunderschönen Landschaften des Ennstals und gibt Einblicke in ihren beruflichen Alltag als alleinerziehende Mama. Mit ihrer lebensfrohen, offenen Art und der Leidenschaft, mit der sie ihren Beruf ausübt, besteht kein Zweifel daran, dass sie nicht nur für ihren 3-jährigen Sohn ein tolles Vorbild ist.  

Alles andere als normal 

Im Herbst 2020 hat sie ihren Busführerschein absolviert und begonnen, beim ÖBB Postbus zu arbeiten. In den ersten Wochen als Buslenkerin blieben die meisten Schulkinder wegen des Fernunterrichts noch zuhause. Für sie war es die Möglichkeit, alles in Ruhe zu lernen. Einen Normalbetrieb ohne Corona kennt die 26-jährige nicht, auch wenn mittlerweile wieder mehr Kinder mitfahren.  

Auf die Frage, wie sie sich ihre berufliche Karriere vorstellt, gibt es eine klare Antwort: Lenkerin beim Postbus. Ein Bürojob ist nicht das Richtige für sie, ihr würden vor allem der Kontakt zu ihren Fahrgästen und die Aussicht fehlen. Seit einiger Zeit arbeitet sie als Verkehrsdisponentin und hilft unter anderem bei der Einsatzplanung der LenkerInnen und der Organisation von Reparaturen. Beim Jobwechsel war ihr allerdings wichtig, auch weiterhin wöchentlich hinter dem Lenkrad eines Postbusses sitzen zu können. Hier fühlt sie sich wohl, hier bleibt sie. 

Laut Sabina gibt es nichts, was sie an ihrem Beruf nicht mag. Vor allem der tägliche Kontakt zu anderen Menschen, wenn auch aktuell durch die Maske erschwert, macht Sabina am meisten Spaß.  
Dabei ist es nicht immer einfach: von Fahrgästen, die ihr nicht zutrauen, dass sie den Bus unter Kontrolle hat, bis zu den 30 Kilo schweren Schneeketten, die im Winter montiert werden müssen. Doch für Sabina sind das nur kleine Hürden, die sie mit Leichtigkeit überwindet.  

It’s a (wo)man’s world 

Der Beruf des Buslenkers ist noch männerdominiert. Eine Tatsache, die für Sabina nicht nachvollziehbar ist. Noch ist es ungewöhnlich eine Frau hinter dem Steuer eines tonnenschweren Busses zu sehen. Aber Menschen wie sie tragen einen großen Teil dazu bei, dass Stereotypen gebrochen werden. „Keiner hat es mir zugetraut, dann habe ich es einfach gemacht.“  

Dabei kann sie sich immer auf ihre Kollegen verlassen. Sie ist ihnen vor allem dafür dankbar, dass sie nicht anders behandelt wird. Sie ist Teil des Teams.  

Ihren Alltag hält Sabina auf Instagram fest, auf ihrem Account „Busbiene“ postet sie über den Beruf als Buslenkerin und möchte andere Frauen und Mädchen motivieren, ihren Interessen nachzugehen. Ganz nach dem Motto: Wer es träumen kann, kann es auch erreichen.  
Sie kennt viele Frauen, denen der Beruf als Buslenkerin gefällt, die sich jedoch nicht trauen. „Wieso nicht? Ihr könnt Auto fahren, ihr könnt geradeaus fahren, ihr habt zwei Hände, ihr seht gut. Traut euch! Probiert es!“  

Ein weiteres Ziel für Sabina ist ein Kranschein. Sie war schon immer von schweren Geräten begeistert. Ihre Vorbilder waren Frauen im Fernsehen, nun ist sie selbst in die Rolle des Vorbildes geschlüpft.  

Zwischen Beruf und Privatleben   

„Beruf und Mama-Sein ist ein Drahtseilakt“, meint Sabina. Viele alleinerziehende Eltern werden ihr dabei zustimmen. Sie ist dankbar für die Unterstützung und den Halt ihrer eigenen Mutter, denn „ohne Mama keine Chance“. Der berufliche Alltag ist für sie ein Ausgleich. Das Lenken eines Busses ist strukturierter als das Erziehen eines Kindes. Sie meint, dass vieles im Privatleben nach ihrem „in der Milchzahn-Pubertät-steckenden Sohn“ geht. Er ist stolz auf seine Mama und möchte später einmal in ihre Fußstapfen treten.  

Das Ennstal wird für sie immer die „Homebase“ bleiben. Ein Ort, an dem sie ihren Lebensmittelpunkt auch in Zukunft sieht. Doch auch eine Reise in die Ferne ist für Sabina nicht ausgeschlossen. Sie kann sich vorstellen in Zukunft eine Rucksacktour durch das australische Outback zu machen. Oder auch mit einem Bus um die Welt zu reisen. Egal wohin ihr Weg führt, wir sind uns sicher, dass sie ihre Träume verwirklichen wird!  

Übrigens: Ihr kennt jemanden, der eine tolle “Gleisgeschichte” zu erzählen hat? Dann meldet euch per Mail unter social-media@oebb.at