"Auf Schiene gebracht" - Triebfahrzeugführer

01. 06. 2021

Robert war als Videotechniker in der Veranstaltungsbranche tätig, nun ist er Triebfahrzeugführer bei den ÖBB und zeigt, dass man nie zu alt für einen Neustart ist. 

Warum bist du auf die Bahn umgestiegen?

Vorweg ein wenig zu mir. Die letzten 15 Jahre war ich als Videotechniker in der Veranstaltungsbranche tätig. Mein Spezialgebiet waren LED-Screens, die man vor allem von Public Viewings, Konzerten und anderen Großveranstaltungen kennt. Dann kam Corona. Ich musste mich verändern.

Beim Überdenken meiner beruflichen Optionen, begann in mir die Idee zu reifen, doch meine alte Leidenschaft zum Beruf zu machen. Schon als Kind hatte mich die Technik in ihren Bann gezogen: Maschinen, Elektrizität waren einfach spannend. Die Eisenbahn spielte hier natürlich eine ganz besondere Rolle. Erst recht die Faszination für den Platz an der Spitze des Zuges.

Eigentlich dachte ich, mit meinen 46 Jahren zu alt für den Job eines Lokführers bei den ÖBB zu sein. Ich wurde aber zum Glück eines Besseren belehrt und habe mich daraufhin umgehend beworben. Und nun, nach den ersten sechs Monaten der Ausbildung, weiß ich, dass das wohl eine der besten Entscheidungen meines Lebens war.

Gibt es Parallelen zu deinem alten Beruf?

Ja, allerdings. In beiden Fällen gilt es, komplexe Technik sekundengenau korrekt zu bedienen. Große Shows folgen ebenso wie Züge einem strengen Fahrplan. Platz für Fehler gibt es keine. Daher ist es von Bedeutung, immer einen kühlen Kopf zu bewahren, um besonders bei unvorhergesehenen Ereignissen sofort die richtigen Entscheidungen zu treffen. So wie bei der Bahn, nimmt das Thema Sicherheit beim Bühnenbau eine sehr große Rolle ein. Tonnenschwere Lasten werden bewegt und Montagearbeiten in großen Höhen durchgeführt. Regelmäßige Sicherheitsschulungen stehen deshalb auch hier am Programm. All diese Kenntnisse und Erfahrungen sind jetzt zum Glück für meine laufende Ausbildung sehr hilfreich.

Wie startest du jetzt bei der Bahn durch?

Unser Kurs begann Ende Oktober letzten Jahres. Gleichzeitig wurden wir verschiedenen Dienststellen zugewiesen. Mit drei weiteren Kurskollegen bin ich am Westbahnhof stationiert. Die Ausbildung besteht aus verschiedenen Theorie- und Praxismodulen. Stufenweise erweitern wir unser Wissen und festigen es danach sofort. So wie jetzt, wo wir uns in der sogenannten „zweiten Beimannzeit“ befinden, bei der wir neun Wochen unter Aufsicht eines Fahrtrainers selbst fahrend unterwegs sind. Wenn alles gut läuft, werden wir Ende Oktober die Dienstprüfung absolvieren und kurz danach offiziell das erste Mal das Steuer allein in der Hand halten. Allerdings läuft die Ausbildung danach noch weiter. Zusätzliche Typenschulungen und Erweiterungen der Streckenkenntnis werden uns weiterhin auf Trab halten.

 

Infos zu deinem persönlichen Werdegang – bzw. was Du unbedingt im Zusammenhang mit dem Jobwechsel oder mit dem Job bei den ÖBB sagen möchtest:

Als nicht mehr ganz so junges Semester gilt mein besonderes Interesse ebenso Lokomotiven älterer Baujahre. So beginne ich gerade den Wunsch zu hegen, im Fahrdienst ausreichend Erfahrung zu erwerben, um dann im Nostalgiebereich eventuell die Chance zu bekommen, historische Fahrzeuge zu bedienen. Der wirklich große Traum wäre natürlich, eine Dampflokomotive steuern zu dürfen.