Ingrid und das Bahnorama

28. 05. 2021

Vor zehn Jahren fing alles mit ihrer ersten Kamera an – heute ist Ingrid Grossauer eine kleine Berühmtheit der Bahnfotografie.

Ingrid Grossauer wurde in eine waschechte Eisenbahnerfamilie im Selzthal geboren. Vater und Großvater waren bereits für die ÖBB tätig, da wundert es also nicht, dass auch Ingrid die Leidenschaft zur Eisenbahn gepackt hat. Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt sie, dass es für sie und ihre Schwester schon in der Kindheit ein besonderes Erlebnis war, am Fenster ihres Geburtshauses zu stehen und die vorbeifahrenden Dampfloks zu beobachten. „Die Dampflok ist schon durch unser Kinderzimmer gefahren“, so die passionierte Eisenbahnfotografin.

Die Liebe zur Bahnfotografie

Vor zehn Jahren hat sie ihre erste Kamera zum Geburtstag geschenkt bekommen und war zunächst an Natur- und Landschaftsfotografie interessiert. Vor fünf Jahren hat sie schließlich mit der Eisenbahnfotografie begonnen. Die Liebe zur Bahnfotografie hat sie von ihrem Vater, auch er war ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Sie kann sich noch gut an Kindheitsausflüge erinnern, bei denen er immer seine Kamera dabeihatte, um Fotos zu machen. Seine Kamera hat sie noch heute – ein Erbstück, das ihr besonders am Herzen liegt.

Ingrids Ehemann zeigt viel Verständnis für ihr intensives Hobby, er selbst war auch bei den ÖBB tätig. Egal, ob sie kurzerhand ihre Kamera packt, da sie vom Fenster aus einen besonderen Zug entdeckt oder der Wocheneinkauf einmal länger dauert, weil sie noch für ein Foto beim Bahnhof vorbeischaut – auf ihn kann sie immer zählen.

Mittlerweile machen auch Freunde und Familie Schnappschüsse mit dem Handy von Zügen, um sie Ingrid zu zeigen. Das freut Ingrid besonders, da sie mit ihrem Hobby anfänglich nicht immer auf Verständnis gestoßen ist.

Bahnfahren und die Seele baumeln lassen

Die leidenschaftliche Bahnfotografin reist selbst gerne mit dem Zug, vor allem um ihren Sohn in Salzburg zu besuchen. Was dabei natürlich niemals fehlen darf: ihre Kamera. Im Zug unterwegs fotografiert sie auch gerne die Aussicht. Damit will sie zeigen, dass Bahnfahren auch Erholung bedeutet. Man kann gemütlich aus dem Fenster schauen und die Natur genießen, während der Zug sicher von A nach B fährt. Besonders wichtig ist es für Ingrid, dass auf ihren Aufnahmen auch die wunderschönen Landschaften Österreichs abgebildet sind.

Die Jägerin und Sammlerin der Bahnfotografie: eine kleine Berühmtheit

Ein Bekannter hat Ingrid auf ein Forum im Internet aufmerksam gemacht, in welchem sie nun ihre Bilder mit über 3.000 weiteren Mitgliedern teilt. Am Anfang hatte sie Bedenken, ob sie Platz im männerdominierten Forum finden wird, doch daran besteht mittlerweile kein Zweifel mehr. Sie würde sich wünschen, dass mehr Frauen diesem Hobby nachgehen, denn abgesehen von ihr gibt es, ihres Wissens, lediglich zwei weitere Frauen im Forum. Wobei Ingrid die Einzige ist, die sich auf das Fotografieren von Loks spezialisiert hat.

Ein besonderes Erlebnis war, als sie am Bahnhof in Schladming von zwei jungen Männern erkannt und angesprochen wurde. Auch für andere Eisenbahner ist Ingrid keine Unbekannte mehr, wenn sie mit gezückter Kamera am Bahnhof steht und auf ihr nächstes Eisenbahnmotiv wartet.

Sie selbst bezeichnet sich als Jägerin und Sammlerin der Bahnfotografie und dabei darf das technische Knowhow natürlich nicht fehlen. Mit den Jahren sammelte sie viel Wissen an. Selbstbewusst kann sie die verschiedenen Züge benennen, die an ihr vorbeifahren, egal ob "Schachbrett" oder "Alpenstaubsauger" (beides "Kosenamen" für Triebfahrzeuge der Reihe 1144). 

Angefangen hat damals alles mit den Dampfloks ihrer Kindheit, doch auch heute sind diese zum Teil noch als Sonderzüge im Einsatz. Die Nostalgie packt sie dabei immer wieder aufs Neue. Aber egal, ob Dampflok, Turmwagen oder Vectron – Bahnfotografie bedeutet für sie einfach glücklich sein.

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