Volldampf voraus zum Krampus und zum Nikolaus

06. 12. 2019

Alle Jahre wieder fährt im Rosental in Kärnten an den Adventwochenenden vor dem 6. Dezember der Nikolodampfzug und bereitet vielen Kindern eine große Freude und auch ein bisschen Schrecken.

Denn anders als bei den beliebten Nikolaus-Sonderfahrten im Rest von Österreich haben die Kärntner auf die dunklen Begleiter des Nikolaus nicht verzichtet. Die Krampusse haben sich sogar zum echten Publikumsmagneten entwickelt.

Im Rosental ist der Teufel los

„Das gehört einfach dazu.“ lacht Matthias, der Oberkrampus der Truppe, die etwa 25 Mitglieder hat und sich Karawankenteufel nennt. Ihr Aussehen ist schaurig, ihre Krampuslarven lassen so manchen Horrorfilm alt aussehen. “Den Krampus gibt es schon viele Jahrhunderte und das gehört einfach weitergegeben, damit das nicht ausstirbt“ Die umstrittene Teufelsfigur des Krampus, Inbegriff von schwarzer Pädagogik und der Kinderschreck schlechthin, ist in vielen Teilen Österreichs unverzichtbarer Bestandteil des Vorweihnachtsbrauchtums. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft, so ist die traditionelle Rollenverteilung. Good Guy, bad Guy quasi. Die Kleinen in Angst und Schrecken zu versetzen ist für viele aber dann doch nicht mehr zeitgemäß. In Kärnten scheinen aber nur wenige Kinder Angst vor der Höllengestalt zu haben, ganz im Gegenteil. Der Krampus hat viele Fans. Und bestraft wird sowieso keiner mehr.

Lustig, Lustig, Tralalala, der Krampus ist da

Ein ganz großer Krampusfan ist der kleine Ferlacher Florian. Dreimal ist er schon mitgefahren und kann es kaum erwarten, bis er die Krampusse wiedersieht. Der Nikolo und seine Geschenke oder auch die schnaubende Dampflok, die den Zug zieht sind für ihn jedenfalls nicht der Höhepunkt der Fahrt. „Ich freue mich schon sehr auf den Krampus“ meint er aufgeregt voller Vorfreude. Die höllischen Gestalten zeichnet er gerne und er kennt auch genau den Ablauf. Von Ferlach fährt der Zug ins naheliegende Weitzelsdorf. Auf der Rückfahrt bleibt die Lokomotive dann in einem kleinen dunklen Waldstück stehen. Aus ihrem Versteck stürmen die wilden Kerle zu den Wagons voller aufgeregter Kinder. Ein ganz spezieller Eisenbahnüberfall!

„In den Zug selbst dürfen wir natürlich nicht hineingehen. Wenn sie wollen können sie zu uns herauskommen, einen Spaß mit uns haben und natürlich Fotos machen.“ so ist die Regel für die Krampusse, an die sich natürlich jeder hält. Das ermöglicht den Kindern, selbst zu entscheiden, wie weit sie gehen wollen. Einige schauen dem Krampustreiben vom Zugfenster aus in sicherer Entfernung zu und genießen vom Logenplatz aus das Höllenspektakel. Die meisten aber trauen sich hinaus.

Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen

Florian ist natürlich mitten im Geschehen zu finden. Angst hat er keine: „Weil ich gelernt habe, dass es nur Menschen sind. Ich finde die alle toll.“ Und so lässt er sich bereitwillig von den Krampussen necken, die seine Mütze stehlen oder ihn kurz nach oben heben, solange er gemeinsame Fotos mit ihnen bekommt. Nach einer guten halben Stunde ist der Spuk dann vorbei, die Dampflok fährt wieder ab und bringt die Fahrgäste durch die angebrochene Nacht zurück nach Ferlach. Heuer waren es wieder insgesamt knapp 5000 Fahrgäste.

Tradition trifft Tradition

Bereits seit 1998 organisieren die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins Nostalgiebahnen in Kärnten die Ferlacher Nikolausdampfzüge. „Ganz am Anfang waren es 150 Fahrgäste“, lacht der Nikolo, der mittlerweile auch seit zwanzig Jahren mitfährt. Eines hat sich aber auch durch die vielen neuen Besucher nicht geändert. Noch immer strahlen die Kinderaugen wie bei der ersten Fahrt, wenn die alte Dampfeisenbahn auf das alte Brauchtum trifft. „Tradition trifft Tradition“ freut sich verschmitzt der Krampus Matthias und findet, dass der Nikolozug mit dem Krampusüberfall im Wald wohl etwas sehr Einzigartiges ist. Schon fast selbst ein Brauch.

Den nächste Nikolozug fährt erst wieder nächstes Jahr. Bis dahin kann man z.B. mit dem Osterzug durch das schöne Rosental fahren oder auch eine Zweitagesfahrt zu Pfingsten unternehmen.