Alfred und die verborgenen Schätze des Eisenbahnarchivs

03. 10. 2021

Von 1979 bis 2020 war Alfred Klein-Wisenberg Eisenbahner, in seiner Pension widmet er sich nun der Forschung im historischen Archivs der ÖBB Infrastruktur.

Alfred hat so etwas wie ein “Forscher-Gen”: Schon seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit Zeitgeschichte. Er hinterfragt Dinge und weiß, wie tief man bei Recherchetätigkeiten in komplexe geschichtliche Zusammenhänge verstrickt werden kann.

Bereits im Jahr 2012 ist er nebenbei in die Historienforschung der ÖBB eingestiegen. Damals wurde eine Wanderausstellung zum Thema „Die verdrängten Jahre“ organisiert, die sich mit der Reichsbahnzeit 1938-45 beschäftigte. Die Ausstellung ist durch die Landeshauptstädte Österreichs gewandert und hat es sogar bis nach Brüssel zum europäischen Parlament geschafft.

Eine Schatzkiste der Forschung

Das “Gedächtnis der ÖBB” beginnt mit der ersten Eisenbahnstrecke von Floridsdorf nach Deutsch Wagram im Jahr 1837. 184 Jahre Geschichte also, die historisch beleuchtet werden können.
Es gibt unzählige Dokumente, die Alfred schrittweise für die Nachwelt festhalten möchte. Angefangen von Verträgen, Zeichnungen und Fotos bis hin zu Plänen, wurde im Archiv alles für die Verwaltung abgelegt. Ein Großteil der Dokumente ist auch in der Literatur unbekannt, es liegt nun an Alfred diese zu bewerten und zuzuordnen.

Ein allgemein historisches Archiv-Tool wird in Zukunft dabei helfen, dass die Vielfalt der vorhandenen Dokumente für die Nachwelt bestehen bleibt.  “Österreich hat sich bahntechnisch völlig verändert, so sind z.B. alle Bahnhöfe in Wien in den letzten 10 Jahren erneuert und die Strecke völlig neu errichtet worden. Vergleicht man dies nun mit den Fotos aus den 60er Jahren, fällt es manchmal schwer die Gegend zu erkennen”, erklärt Alfred die Komplexität. Doch Alfred hat den Vorteil, dass er die Strecken zum Teil noch selbst gesehen hat und leichter zuordnen kann.

Alfred will sich bei seiner Arbeit nicht ausschließlich auf die fahrzeugspezifische Geschichte konzentrieren, sondern alle geschichtlichen Themen der ÖBB wie Mitarbeiter:innen, Arbeitsplätze und Berufsbilder aufzeigen. Ein wichtiges Thema: Die Stellung der Frauen.

Auch das Verhalten der Fahrgäste hat sich verändert, denn Fernreisen sind aktiver und vor allem attraktiver geworden. Während wir heutzutage für manche Strecken 1-2 Stunden brauchen, waren es damals Tagesreisen. Und mit den Gästen haben sich auch Berufsbilder verändert, denn heutzutage wird man in Zügen keine Gepäckträger mehr finden.

Eisenbahn und Ortsgeschichte

Oft gibt es auch einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Eisenbahn und der Ortsgeschichte vieler Regionen in Österreich. Ohne die Wiener Schnellbahn 1962 hätten sich beispielsweise die Regionen rund um die Bundeshauptstadt nie so entwickelt, wie wir sie heute kennen. Die Eisenbahn war immer treibend, daher sollten die Zusammenhänge nicht in Vergessenheit geraten.

 

Übrigens: Ihr kennt jemanden, der eine tolle “Gleisgeschichte” zu erzählen hat? Dann meldet euch per Mail an: social-media@oebb.at