Günter Wendl, Jahrgang 1940, ist einer der letzten aktiven Dampflokführer Österreichs. Er ist noch 13 Jahre im Regelbetrieb auf einer Dampflok gefahren und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Anfangs als Heizer und Schlosserlehrling, dann 1963 nach der Dienstprüfung als fertiger Dampflokführer. Relativ bald danach stellte die ÖBB die Ausbildung auf Dampf ein, denn die Zukunft gehörte dem Diesel und dem elektrischen Antrieb. Doch das Ende der Dampflok ließ noch auf sich warten, erst in den Siebziger Jahren war es endgültig so weit. „1972 wurde ich verdieselt, 1979 elektrisiert und 1981 bin ich wieder zurück zur Dampflok gekommen“ lacht Wendl.
Das war als die ÖBB begann, anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten für 150 Jahre Eisenbahn in Österreich Nostalgiefahrten anzubieten. Was allerdings fehlte waren diejenigen, die mit der Maschine auch noch fahren konnten - beziehungsweise wollten. Denn eine Dampflok zu betreiben ist auch echte Knochenarbeit. Die Wahl fiel auf Günter Wendl und seinen Kollegen Gerhard Schüller, beide Lokführer. Da es für den Betrieb zwei Personen braucht, einen Heizer und einen Lokführer, teilten sich die beiden diese Aufgaben. Das war der Beginn eines Erfolgsduos, das die Dampfeisenbahnszene in Österreich für Jahrzehnte prägte. So kam es, dass Günter Wendl wieder zurück zur Dampflok kam.
Alte Liebe rostet nicht
„Es hat immer irgendwie geglost, die Liebe zur Dampflok“, gesteht der 79-Jährige. „Am Anfang war es Beruf, jetzt ist es Berufung“, meint er und beginnt, eine 310.23 im Heizhaus Strasshof anlässlich einer Veranstaltung anzuheizen. Zuerst entfacht er das Feuer mit einem petroleumgetränkten Fetzen und etwas Holz, dann legt er ein paar Schaufeln Kohle nach. Seine Augen leuchten während er zufrieden den auflodernden Flammen zuschaut. Die körperliche Anstrengung ist ihm „Wurscht“, er ist motiviert und einsatzbereit, er lacht und legt noch eine Schaufel nach. „Aber bloß nicht soviel und zu schnell, sonst dehnt sich der Kessel zu schnell aus und dann ist er beleidigt“ weiß er und betrachtet gelassen den Rauch, der beginnt sich etwas auszubreiten.