Beständiges Auf und Ab
Ein Railjet nach Zürich rauscht vorbei. Nach der Durchfahrt öffnet Melmer die Schranken und kehrt zurück ins Büro. „Der Verkehr hat deutlich zugenommen. Wir haben inzwischen 110 bis 120 Züge pro Tag.“ Das bedeutet kaum eine ruhige Minute für den Schrankenwärter. Jeder Zug wird von den Fahrdienstleitern in Imst und Schönwies telefonisch angekündigt. Melmer notiert sich die Zeiten, steuert zwei Signale in seinem Bereich über ein Bedienpult und tritt wieder vor die Tür, um die Schranken zu schließen. Nächster Zug, dasselbe Spiel. „Ist doch ein schönes Wetter heut’?“, lacht er trotz Schneerieseln und ungemütlichem Wind.
"Verantwortung hat man in diesem Job genug. Man muss zwölf Stunden mit dem Kopf bei der Sache sein.“
Zwölf Stunden dauert eine Schicht, von sieben Uhr bis 19 Uhr, dann löst ihn der Kollege der Nachtschicht ab. Ablenkung, wie etwa Fernseher, gibt es nicht, schließlich trägt der Schrankenwärter hohe Verantwortung. „Das verstehen die Leute oft nicht, dass wir die Schranken nicht zu Fleiß vor ihnen herunterkurbeln, sondern wegen der Sicherheit.“ Oftmals gäbe es Proteste. „Dabei machen wir nur unseren Job.“ Gut gelaunt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht pendelt der 47-Jährige zwischen Schreibtisch und Kurbelanlage hin und her, beobachtet und überwacht die Durchfahrt der Züge und grüßt die Lokführer.
„Ursprünglich war ich in Landeck, dann in den Stellwerken in Innsbruck Hauptbahnhof und anschließend am Westbahnhof. Die gibt es nun aber nicht mehr. Jetzt bin ich seit 13 Jahren hier“, schildert Melmer sein bewegtes Arbeitsleben. „Mich hat die Eisenbahn begeistert und da habe ich gewusst, das will ich machen. So Bahn-narrisch wie manche Kollegen bin ich aber nicht“, schmunzelt der in Zams lebende Eisenbahner.
Während draußen an diesem Apriltag die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen, ist es im Schrankenwärter-Büro angenehm warm. Zwei Bildschirme sind in diesem Raum die einzigen Zeichen der Modernisierung. „Es hat sich schon einiges getan. Früher hatten wir nur das Telefon und wussten manchmal nicht, kommt der Zug jetzt oder nicht“, sieht der Eisenbahner Fortschritte, die dem Laien entgehen. Auf einem der beiden Bildschirme wird ihm die Position der Züge angezeigt. Eine weitere Sicherheitsvorkehrung, aber ohne das gute alte Telefon geht hier nach wie vor nichts.