Transformationsgeschichten in der ÖBB: Video Gates

20. 04. 2022

Mit leistungsstarken Kameras erfasst das neue Video Gates-System Transportdaten automatisch und erlaubt mehr Effizienz am Terminal. Dadurch sparen Kund:innen 30 Prozent Zeit am Terminal.

Freie Fahrt an drei ÖBB-Güterterminals

Stehenbleiben, aussteigen, Formulare ausfüllen, warten bis die Daten in den Computer geklopft wurden und dann erst geht die Fahrt wieder weiter: Dieses notwendige, aber zeitaufwendige Prozedere werden manche LKW-Fahrer an den Güterterminals der ÖBB-Infrastruktur künftig nicht mehr durchlaufen müssen. Denn an drei intermodalen Terminals wird derzeit das so genannte „Video Gates“ implementiert.

Mit Hilfe dieser innovativen Bahn-Technologie werden Ein- und Ausgangsprozesse von Containern und Aufliegern automatisiert – und damit wesentlich beschleunigt. Denn die Fahrzeuge müssen beim Terminaleingang künftig nicht mehr stehen bleiben, sondern fahren einfach durch. „Wir rechnen damit, dass der Zeitaufwand am Terminal mit dem Video Gate-System um bis zu 30 Prozent geringer sein wird“, sagt Robert Rauscher, Leiter Betrieb in der Terminal Service Austria in der ÖBB Infrastruktur.

© ÖBB / Camco

Ziel: Leistung im Güterverkehr auf der Schiene soll verdoppelt werden

So wird es mit dem Einsatz von Video Gates möglich, in den bestehenden Anlagen eine größere Anzahl an Transporteinheiten abzuarbeiten – ohne die Terminals baulich zu vergrößern. Diese Effizienzsteigerung ist wichtig, um die Leistung der Terminals zu steigern. Denn zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 soll der Güterverkehr verstärkt auf die Schiene verlagert werden. Im Mobilitätsmasterplan 2030 der Bundesregierung soll im Güterverkehr der Modal Split der Schiene auf 40 Prozent erhöht werden. Die ÖBB haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Leistungen im Güterverkehr auf der Schiene bis 2040 zu verdoppeln – Innovation und Digitalisierung helfen dabei, dieses Wachstumsziel zu erreichen.

Und so funktioniert das Video Gates: Die LKWs passieren einen massiven Stahlrahmen, das Video Gate. Darauf sind leistungsstarke Kameras in mehreren Positionen und Sensoren installiert, die alle relevanten Daten wie Containernummern, ISO-Codes und ILU-Nummern automatisiert auslesen und ins Betriebssystem einspielen. Die manuelle  Datenerfassung entfällt ganz einfach – Video Gates erledigt alles von selbst. Das System kontrolliert außerdem die Abmessungen und den Zustand der Container und Auflieger, indem es exakt scharfe Bilder liefert.

Durch Video Gates können Kund:innen ihre Transporteinheiten effizienter nutzen

Video Gates hat für die Kund:innen noch einen anderen Vorteil: Dank genauer Statusmeldungen, die in Echtzeit anzeigen, wo sich ein LKW gerade am Terminal befindet, steigt die Sicherheit und die Transparenz für die Kund:innen. „Dadurch können Kund:innen ihre Transporteinheiten effizienter nutzen. Sie wissen, wann in wieviel Minuten der LKW wieder einsatzfähig ist und sparen sich damit Wartezeiten,“ sagt Robert Rauscher.

Derzeit wird der intermodale Terminal Wien Süd – mit jährlich rund 200.000 Intermodalen Transporteinheiten (ITE) der leistungsstärkste Standort Österreichs – mit Video Gates aufgerüstet. Geliefert wird das System von der belgischen Firma Camco Technologies, das die europaweite Ausschreibung für sich gewonnen hat. Im Sommer sollen die Bauarbeiten, die während des laufenden Bahnbetriebs stattfinden, abgeschlossen sein. Robert Rauscher: „Sobald das System in Wien Süd erfolgreich läuft, soll es außerdem an den intermodalen Terminals in Wels und Wolfurt installiert werden.“