Promi im Zug

Promi am Zug: Christian Wehrschütz

19. 12. 2022

Zwischen „Bundesbahnblues“ und Highspeed-Internet

„When I was travelling through this country, travelling with the Bundesbahn“ – so beginnt der legendäre Bundesbahnblues von Helmut Qualtinger, in dem er auf der Suche nach seinem „Baby“ durch Österreich fährt. Meine Hauptstrecke ist die Verbindung von Salzburg zum Wiener Flughafen und retour, auf der die Zeit wie im Flug vergeht. In diesem Sinne sehe ich meine ÖBB positiv – ebenso wie Helmut Qualtinger.

Für mich ist der Zug ein Arbeitsplatz und deshalb sind mir Internet und genügend Platz wichtig. Aus diesem Grund sitze ich immer im Abteil direkt hinter dem Speisewagen, wo es einen Vierer-Tisch gibt, der vielfach kaum besetzt ist – eine gute Alternative zu kleineren Abteilen, denen mein Herz ein wenig nachtrauert.

Diesen Artikel habe ich ebenso wie Teile meines neuen Buches „Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria“ an meinem Lieblingsplatz geschrieben. Wie fast immer reservierte ich, musste aber feststellen, dass der Platz besetzt war, und zwar zu Recht! Denn beim Kauf der Karte wurde das falsche Datum eingetragen und diesen Fehler bemerkte ich erst im Zug. Dort löste der Schaffner das Problem: Er akzeptierte die Fahrkarte, zerriss sie aber, damit sie nicht noch einmal am eingetragenen Datum verwendet werden konnte. Die Freundlichkeit des fahrenden Personals ist kein Einzelfall; mir gegenüber sorgte sie aber auch für Belustigung, wenn ich gemeinsam mit meiner Gattin unterwegs bin. Sie verwaltet die Karten und zeigt sie daher, ebenso wie ihre Vorteilskarte, zuerst her. Bei mir verzichteten Schaffner:innen wiederholt auf das Zeigen meiner Karte mit dem Satz: „Bei Ihnen, Herr Wehrschütz, weiß ich, dass Sie die Karte mithaben.“ Meine Gattin nahm dies mit gespielter Entrüstung hin. Ich muss aber bekennen, dass ich nach den ersten derartigen Ereignissen auch schon einmal vor zum Schaffner ging, ihm meine Vorteilskarte zeigte und ihn verschmitzt bat, er möge sie bei der folgenden Kontrolle von mir nicht mehr verlangen. Auch das weiß meine Gattin, mit der ich schon 40 Jahre zusammen bin.

© Sascha Jakab, UNART.COM

Christian Wehrschütz wurde am 9. Oktober 1961 in Graz geboren, wo er Jus und Slawistik studierte. Seit 1991 ist er für den ORF tätig und berichtet seit zwei Jahrzehnten als Korrespondent über die Geschehnisse am Balkan und in der Ukraine. In seinem neuen Buch „Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria“ schildert er, wie er in Zusammenarbeit mit seinem Team auch in gefährlichen Situationen für objektive Berichterstattung sorgt und zu Informationen gelangt, die sonst kaum jemand erhält.