Bitte mit scharf

15. 06. 2021

Jürgen aus dem ÖBB Personenverkehr über seine Chili(z)sucht.

Wir dürfen euch in dieser Woche bei „Erd & Äpfel – Geschichten übers Garteln und Pflanzen“ Jürgen vorstellen. Nach einigen Jahren in der externen Kommunikation im Personenverkehr, kümmert er sich nun im Regionalmanagement Ostregion des Personenverkehrs um das Vertragsmanagement und das Key Accounting in Wien. Aber auch die Kommunikation mit Stakeholdern steht weiterhin auf seinem Arbeitsplan. Gibt es zum Beispiel eine große Baustelle wie gerade am Matzleinsdorferplatz, dann gibt es Änderungen im Fahrplan – und die müssen im Vorfeld auch abgestimmt und kommuniziert werden.

Er selbst nennt einen ÖBB Kleingarten in Strasshof an der Nordbahn sein eigen, den er seit vier Jahren stetig aus seinem Dornröschenschlaf befreit. 

Beim „Garteln“ Stress abbauen 

Für Jürgen ist sein Garten ein „wunderbarer Ausgleich“, und vor allem seine Chilizucht hilft ihm, Stress abzubauen. „Wenn ich mit meinem Pinsel quasi als fleißige Biene im Einsatz bin, um den Chilis dann auch Früchte zu entlocken, dann komme ich zur Ruhe“, erklärt Jürgen. Die Heimat der Chili liegt übrigens in Süd- und Mittelamerika, in der Region von Südbrasilien/Bolivien. Dort gibt es die meisten wilden Chili-Sorten der Welt. Die Wildsorten haben meist kleine, runde und immens scharfe Früchte. Von Brasilien und den Anden aus hat sich die Wildform der Pflanze über Vögel zunächst in ganz Süd- und Mittelamerika verbreitet. Heute gibt es 26 bekannte wilde Arten der Chilipflanze und 5 Arten, die für den Anbau genutzt werden.  

Warum die Pflanzen im Herbst sterben lassen? 

Doch zurück zu Jürgen, wir haben ihn gefragt, was er an der Pflanze scharf findet und wie das Züchten über den Winter zum Ernteerfolg wird bzw. wie man die Pflanze ganzjährig nutzen kann. Das mit dem Chilizüchten ergab sich bei ihm eher zufällig. Alles begann vor zwei Jahren, anfänglich nur draußen: „Vorziehen, rausstellen, ernten … alle, die sich im Anbau von Pflanzen versuchen, wissen: man investiert sehr viel Zeit in eine Pflanze. Sinken dann die Temperaturen, gehen die Pflanzen ein, wenn man sie nicht reinholt. Da dachte ich mir einfach, ich will sie nicht stilllegen und überwintern, ich lasse die Pflanzen im Innenraum weiterwachsen“, so Jürgen über seinen Plan. Also wurden die Pflanzen zu „Zimmernutzpflanzen“ umfunktioniert. Diese benötigen jedoch mehr Zuwendung und Licht - beziehungsweise ist die Pflege aufwendiger.   

Ohne großes Vorwissen besorgte sich Jürgen eine Pflanzenlampe und startete den Überwinterungsversuch. Und es klappte. Durch das nötige Licht wuchsen die Pflanzen weiter und bildeten Blüten. Doch dann war da noch die Sache mit dem Bestäuben. Denn die nützlichen Helfer wie Hummel und Co. waren natürlich nicht im Zimmer vor Ort. Also griff Jürgen zum Pinsel. Und hier: Ein Erfolg – das Bestäuben per Hand funktionierte.  

Blattläuse und Trauermücken – für jedes Pflanzenproblem gibt es eine Lösung  

Ein kleiner Rückschlag – in Form von Blattläusen – ließ nicht auf sich warten. Doch das Schöne am Gärntern 2.0 ist, dass Special Interest Foren, Youtube und Google immer mit einem Tipp parat sind. Hier war es das ungiftige Neemöl, dass die Pflanzen von den Läusen befreite. Neemöl wird aus Extrakten der Blüte des Neembaumes gewonnen. Es handelt sich dabei um einen immergrünen Baum, der auch indischer Flieder genannt wird. 

Nach den Blattläusen kamen Trauermücken, die es sich in der Erde gemütlich machten. Doch auch hier half Dr. Google weiter. „Ich bin hergegangen und habe die ganze Erde gegen ein mineralisches Pflanzensubstrat von Lechuza getauscht, hab mir Hydrotöpfe besorgt und so für ein perfektes Setting gesorgt“, zeigt sich Jürgen erfreut über seine Erfolge. „Als ich gesehen haben, wie gut das mit den Pflanzen klappt, bin ich ans Verschönern gegangen. Der Heizkörper bekam einen eigenen Verbau inklusive Blumenkasten. Da stehen jetzt an die 30 Pflanzen drinnen, die auf ihre Auspflanzung warten.“ 

Viele Sorten – von scharf bis zu nicht aushaltbar 

Auch wenn die Zucht von ihm ständig perfektioniert wird, aufs Geld darf man dabei nicht schauen,  versichert uns Jürgen, der grundsätzlich gerne scharf isst – von mexikanisch bis zu Thai: „Die Ernteausbeute steht nicht wirklich im Verhältnis zum Aufwand, es ist eben ein Hobby und auch nicht mehr. Ich probiere viel Neues aus, vor allem was die Sorten betrifft. Im Dezember habe ich mir beispielsweise drei neue Sorten zugelegt.“  

Über die Verarbeitung  

Chilis haben den Vorteil, dass sie sich lange halten. Hat man Zeit, kann man sie zum Trocknen auf einer Schnur aufknöpfen. Wenn man schnell sein möchte, dann hilft das Backrohr oder der Dörrautomat weiter. Dann die Chilis in eine Gewürzmühle und schon hat man die für Kenner so wichtige Schärfe.  

Zurück zu Jürgens Kleingarten, in welchem im Sommer auch die Chilis im Sonnenschein wohltemperiert blühen werden. Im Garten so wie im Leben sind dem ÖBBler Nachhaltigkeit sehr wichtig. Von seinem nachhaltigen Arbeitgeber behauptet er stolz, dass die ÖBB Teil der Klimalösung sind. „Denn ohne den öffentlichen Verkehr schaut es ganz düster aus. In einem so nachhaltigen Unternehmen zu arbeiten, ist etwas Großartiges“, so Jürgen zum Abschluss.  

Vielen Dank Jürgen für dieses Gespräch!