Familie Ourednik

Gleisgeschichten: Familie ÖBB

18. 12. 2022

Die Ouredniks und ihr Eisenbahner-Gen

Seit 185 Jahren fährt die Eisenbahn in Österreich. Bei so einer langen Zeitspanne ist es gar nicht so selten, dass mehrere Generationen hintereinander bei der Eisenbahn ihre Berufung finden. Die Geschichte der Familie Ourednik ist eine davon!

Die erste Generation

Alles begann 1964: In diesem Jahr hat mit Franz Ourednik Senior - erstmals ein Ourednik - den Dienst bei den Österreichischen Bundesbahnen in Mistelbach angetreten. „Es war der 2. März, da habe ich angefangen an der Zayatalbahn“, erinnert er sich bei einem Besuch seiner früheren Wirkungsstätte. “Zuerst habe ich hier Lampen geputzt und zusammengekehrt. Dann bin ich aufgestiegen zum Güterzugschaffner, Personenzugschaffner, Zugführer und schließlich bin ich Kontrolleur geworden“, blickt er auf sein bewegtes Berufsleben zurück. Die Eisenbahn von einst war natürlich eine vollkommen andere. So gab es damals zum Beispiel noch Züge, auf welchen Personenwagen und Güterwagen gemischt wurden. Dampflokomotiven waren noch im Einsatz und transportierten Zuckerrüben und Fahrgäste an ihr Ziel. 

Franz Ourednik Senior

© ÖBB / Posch

Vater und Sohn Oudenrik

© ÖBB / Posch

Die zweite Generation

Als 1967 Sohn Franz Ourednik Junior auf die Welt kommt, ist seine Kindheit geprägt von der Eisenbahn. Kein Wunder, denn der Bahnhof ist einen Steinwurfvon der elterlichen Wohnung entfernt. Franz Junior erinnert sich: „Das Erste, was ich sah, wenn ich als Kind beim Fenster rausgeschaut habe, waren die Züge, die rausgefahren sind - damals noch Dampfzüge. Und ich weiß nicht, wie oft ich um 4.00 Uhr früh als Kind aus dem Schlaf gerissen wurde, weil eine Dampflok den Dampf abgelassen hat. Am Platz vor dem Bahnhof gab es eine große Waage für die Rübenzüge. Da war eine Stange drüber, mit der haben wir Eisenbahnerkinder immer so etwas Ähnliches wie Volleyball gespielt. Unvorstellbar das alles heute!“, erzählt er mit glänzenden Augen.

1982 beginnt Franz seine ÖBB-Karriere. Zuerst als Fernmeldemonteur, dann als einer der Wenigen, die keine Angst vor den „neuen“ Computern hatte, in der Fernstreckenleitung. Das digitale Zeitalter hat also Einzug gehalten. Jetzt, mit 55, bleibt ein Gefühl von Stolz und Dankbarkeit. „Ich war immer meinem Vater dankbar, dass er mich auf den Weg gebracht hat und genauso stolz bin ich auf meine Mädels, dass wir jetzt die dritte Generation haben!“

 

Vater Ourednik

© ÖBB / Posch

Die dritte Generation

„Als ich bei den ÖBB zu arbeiten begann, habe ich schon jedem erzählt, dass in mir Eisenbahnerblut fließt. Denn gefühlt waren schon alle in meiner Familie, bis zum Opa, Eisenbahner“, meint Denise. Sie glaubt aber nicht daran, dass ihr Berufsweg dadurch vorbestimmt war. „Ich habe immer einen Job gehabt und nicht das Gefühl, mich umorientieren zu müssen. Das mit der Eisenbahn ist eher passiert. Als ich mich über meinen alten Job zuhause ein wenig beschwert habe, hat der Papa die Gunst der Stunde ergriffen und mich dann zwei Wochen bearbeitet“, lacht sie.

Seit September dieses Jahres arbeitet sie in der Personalabteilung als HR-Managerin. Etwas länger schon bei den ÖBB dabei ist ihre Schwester Julia. Sie ist im Controlling und macht die Auftragsabrechnung. Auch sie hat das Gefühl, „dass es sich einfach so ergeben hat, aber es passt voll.“

Tochter Ourednik

© ÖBB / Posch

Tochter Ouredniks

© ÖBB / Posch

Alle Wege führen zur Eisenbahn

So zieht sich die Eisenbahn nun durch das Leben der dritten Generation. Nur bei Familientreffen gibt es ein Verbot über das Thema Eisenbahn ausführlich zu sprechen, verhängt von der Mama. „Zuerst war es am Wochenende, jetzt ist es auch schon unter der Woche“, lachen sie gemeinsam, denn für die Interviews bei unserem Gleisgeschichtendreh gibt es natürlich eine Ausnahme.

Und so erzählt Opa heute ausführlich alte Geschichten von der Eisenbahn, von den schönen Dampflokomotiven und von seiner Zwickzange als Fahrkartenkontrolleur. Es werden alte Fotos angesehen, die den Jungen schon sehr weit weg erscheinen. Denn viel hat sich in diesem halben Eisenbahnjahrhundert mit Beteiligung der Ouredniks getan.
 

Eines ist geblieben: Die ÖBB sind eine große Familie, im Großen wie im Kleinen.

Familie Ourednik am Tisch

© ÖBB / Posch