Schutzmechanismen für Wildtiere am Beispiel Pottendorfer Linie

11. 02. 2021

Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der Pottendorfer Linie spielt das Thema „Ökologie“ eine große Rolle. So wurden im seit 2019 bereits voll ausgebauten Abschnitt Hennersdorf – Münchendorf Querungshilfen und Wildtierdurchlässe errichtet.

Nun sind erste Erfolge dieser Anstrengungen zum Schutz von Wildtieren zu verzeichnen.

Funktional

Ein Monitoring, das per Bescheid aus der Umweltverträglichkeitsprüfung aufgetragen wurde, stellt den baulichen Schutzmaßnahmen ein positives Zeugnis aus. Dieses läuft seit Juli 2020 und dauert insgesamt drei Jahre. Unter anderem arbeiten Ökologen mit Wildtierkameras, die die Bewegungen dort (auch nachts) dokumentieren.

Querungshilfen & Wildtierdurchlässe

Querungshilfen entstanden bei der Eisenbahnbrücke über den Petersbach in Hennersdorf sowie an der Eisenbahnbrücke über den Mödlingbach in Achau. Die dortigen Eisenbahnbrücken wurden so gestaltet, dass sie für Wildtiere eine natürliche Möglichkeit bieten, die Bahnstrecke zu unterqueren. Die Brückenwiderlager wurden nach außen geschoben und entlang der Gewässerufer beidseits kleine Wanderpfade aus natürlichen Materialien für Wildtiere errichtet. Zusätzlich zu den Querungshilfen entstanden auch zwei Kleintierdurchlässe mit wesentlich geringerer Höhe und Weite (1 mal 1 Meter).

Frequentiert werden die Schutzbauten von

  • Füchsen
  • Mardern
  • Feldhasen
  • Dachsen
  • Mauswieseln
  • Eidechsen
  • Fischottern
  • Rehwild
  • Fasanen

Die über die Kamera gewonnen Daten lassen erkennen, dass die Durchlässe von den verschiedenen Tiergruppen gut angenommen werden. Auch die Jägerschaft, mit der hier eine gute Kooperation besteht, ist mit den Maßnahmen zufrieden. Während auf der Straße, an der B16 in Münchendorf, 25 Rehe durch Unfälle mit Kraftfahrzeugen getötet wurden, waren es im selben Vergleichszeitraum an der Pottendorfer Linie zwei Wildtiere.

Warum das Ganze?

Wildtierdurchlässe werden an Bahnstrecken im Gegensatz zu hochrangigen Straßen (Autobahn oder Schnellstraßen) nur dort benötigt, wo die Strecke für Wildtiere unpassierbar ist. Dies kann entweder durch eine sehr hohe Zugfrequenz oder eine hohe Zugfrequenz und parallel verlaufende Straße oder durch die Errichtung von Lärmschutzwänden geschehen.

Hochrangige Straßen werden immer gezäunt – nicht wie man annehmen könnte zum Schutz der Tiere – sondern zum Schutz des Menschen. Ein Unfall zwischen Wildtier und PKW ist meist mit großem Sachschaden und im schlechtesten Fall auch mit Verletzungen der PKW-Insassen verbunden. Züge sind gegen Wildschäden aufgrund der Größe zwar unempfindlich, doch Eisenbahnstrecken werden abschnittsweise mit Wildschutzzäunen versehen, um die Tieren zu schützen.

Könnt ihr das Reh entdecken?

Nicht nur aus der Sicht der Pflege, die durch Zäunung erschwert wird, auch aus der Sicht der Ökologie sollte mit Zäunen wohl überlegt umgegangen werden. Zäune grenzen Flächen voneinander ab. Diese Flächen sind dann für Tiere nur über Wildtierdurchlässe oder Querungshilfen erreichbar. Wird ein Wildtierkorridor zugebaut und keine Verbindungen zwischen den einzelnen Flächen geschaffen, entstehen sogenannte Inselbiotope. Die Folge ist, Wildtiere verschwinden infolge Inzucht mit der Zeit, weil keine Durchmischung der Populationen mehr stattfindet.